Die versteckten Ecken Kanadas kann ich nur mit eigenem Fahrzeug erkunden, das war nach kurzer Recherche klar. In Vancouver kommt man aber auch mit den Öffis herum, darum war das Mietauto erst später dran. Der anfängliche Wunsch eines Campers wurde wegen Wucherpreisen verworfen. Ein Mietauto mit Zelt im Gepäck war die Alternative. Dafür suchte ich nun jemanden, mit dem ich die Kosten teilen kann – einen Mitreisenden, am liebsten jemanden den ich nicht kenne. Wenn schon Abenteuer, dann aber richtig!
Also ließ ich meinen Freundeskreis außen vor und schloss mich mit Niklas (beginnender Student aus Mondsee) zusammen.
Wir reisten getrennt an und trafen uns am Flughafen in Vancouver. Unser Mietauto holten wir erst in der zweiten Woche ab, essentiell war das Auto erst am Weg zu den Rocky Mountains. Die erste Woche meisterten wir mit Öffis und Mitfahrgelegenheiten (Hitch-hiking).
Vancouver zählt nicht wegen der hübschen Skyline zu den Top 5 der lebenswertesten Städte der Welt. Auch nicht, weil Greenpeace in der Metropole gegründet wurde oder gar weil die Stadt von den heimischen Kiffern anscheinend als „Vamsterdam“ bezeichnet wird. Wem der Stadttrubel zu viel wird, der findet im 404 Hektar großem Stanley Park einiges an Erholungsgebiet direkt am Fjord. Vancouver liegt spektakulär zwischen Bergen und dem Meer und wirbt mit genau diesem Anreiz mit dem Slogan „Spectacular by nature“ (Übersetzung für meine lieben Tanten, Onkeln, Eltern… : von Natur aus spektakulär). Vancouver hat sich ein großes Ziel gesetzt, bis 2020 möchte sie die grünste Stadt der Welt sein – das inkludiert nicht nur Grünflächen an sich, sondern genauso Mülltrennung, Müllvermeidung, heimische Rohstoffe etc.
Die tollen Seiten einer Stadt erzählt man ja immer recht gerne. Vancouver hat aber definitiv ein Problem mit Obdachlosen und Drogenabhängigen. Geht man durch East-Hasting stehen sie quasi aufgereiht – Frauen und Männer mit fahlen Gesichtern, glasigen Augen, Augenringen – die Auswirkungen von exzessivem Drogenkonsum siehst du am Gehsteig direkt vor dir. Du siehst wie die Leute Crack rauchen oder sich grad die Nadel für den nächsten Stich ansetzen. Ja ich fühlte mich unwohl und war dann sehr froh, nicht allein durch diese Gassen zu gehen.
Am vierten Tag verließen wir die 3. größte Stadt Nordamerikas und fuhren mit der Fähre weiter nach Vancouver Island. Stellt euch kein kleines süßes Inselchen vor. Vancouver Island ist in etwa so groß wie die Niederlande. Eine Woche verbrachten wir dort und haben uns mit Hitch-hiking fortbewegt, das funktionierte super! Neben Kanadiern nahmen uns auch Urlauber aus Polen und Belgien mit, insgesamt fuhren wir mit 6 verschiedenen Autos. Unsere längste Wartezeit betrug knappe 30 Minuten.
Einen besonderen Aufenthalt hatten wir im Hostel auf der per Wassertaxi 10 Minuten entfernten Insel Meares Island.
Das Damenzimmer war voll, also wurden ich und 3 andere Mädels im Herrenzimmer einquartiert. 17 Betten, 13 Männer ohje was werden das für schlaflose Nächte… Ich stellte mich aufs ärgste Geschnarche und nächtliche Herumgepoltere ein. Dem war aber gar nicht so, da hab ich bereits im 8-Bettzimmer wesentlich unruhiger geschlafen! Alle super super angenehm und rücksichtsvoll. Generell sehr ruhiges Hostel mit lässigen natürlichen Leuten, ganz ohne dem Getue „ich bin so hipp, schaut mich an“. Dort hätte ich es noch ein paar Tage lang aushalten können… (hab ich auch gleich nachgefragt, war aber leider ausgebucht)
Das Wassertaxi war in unserem Hostelpreis inkludiert und ein Erlebnis für sich. Auch die Wanderungen dort waren wunderschön, wir hatten eine Insel für uns alleine. Im Hostel lernten wir neben vielen anderen auch Daniel, einen Berliner kennen, der uns für die nächsten Tage begleitete.
Die selbe Reiseroute machte es möglich, dass wir uns ein paar Tage später in der Stadt Viktoria gezielt wieder trafen.
Ganz nach amerikanischen Standards gönnten wir uns ein mega mega mega Eis. Am nächsten Tag gings für Niklas und mich wieder zurück aufs Festland – unser Mietauto wartet dort auf uns und damit die Natur in den Rocky Mountains!
Hinterlassen Sie einen Kommentar