Natur, Natur, Natur und du im Zelt: traumhafter Gedanke – abgesehen von den Nachttemperaturen gefühlt knapp über dem Gefrierpunkt.

Straßen vom Jasper NP

Gut, Null Grad hatte es dann doch nicht, aber 8 Grad reichen aus die Gänsehaut auf Dauerbetrieb zu halten. In einer Nacht hatte es aber echt nur 4 Grad! Und ich habe überlebt, ohne einen Zeh verloren zu haben, dank Thermoleiberl, Fleeceweste und Kuschelsocken die ich mit guter Vorahnung miteingepackt habe. Der doppelte Schlafsack hat auch so einiges geholfen, und bei den 4 Grad wurde das Stirnband auch noch ausgepackt.

Arschkalt war es aber nicht nur in der Nacht, auch am Morgen wollte ich noch tiefer in den Schlafsack abtauchen. Was aber nicht möglich war – Niklas beschrieb mich schon als lebenden Schlafsack – denn selbst mein Kopf war beim Schlafen da drinnen eingehüllt. Mir wäre sonst wohl mein Gesicht eingefroren. Allerdings hatte ich dafür mit Luftproblemen zu kämpfen, die ließen mich zusätzlich zur Kälte ein paar Mal aufwachen.  Bis die Temperaturen wesentlich über die 10 Grad Marke kletterten, war es Mittag. Und dann kam die Hitze – am Nachmittag stiegen die Temperaturen um die 30 Grad Marke an. Nach Sonnenuntergang sanken die Temperaturen dann wieder rapide nach unten. Ganz ehrlich, die 9 Nächte (inklusive der Morgenstunden) waren alles andere als angenehm.

 

Aufstieg zum Whistlers Mountain 2500m

Die Tourbusse der Kanadier

Die Rockies sind ein Wahnsinn und bringen dich jeden Nachmittag aufs Neue dazu, die kalte Nacht zu vergessen! Allerdings sah ich jeden Wohnwagen und jedes Wohnmobil wie DAS mega Luxusgefährt an. ..Das ist aber bei den kanadischen Monstergeräten auch nicht unbedingt eine übertriebene Beschreibung. In Wahrheit haben sie keine Wohnmobile, es sind Busse. Tourbusse von Bands sind dagegen wohl lächerlich. Mir hätte aber unser Wohnwagen von zuhause gereicht – so bescheiden wie ich bin. Im Vergleich zum Zelt ist ein Camper natürlich die angenehmere Wahl. Für Abenteuerfans und vor allem Sparfüchste ist das Zelt nicht zu toppen. Allein der Gedanke, dass Bären um den Zeltplatz schleichen, während du völlig ungeschützt daliegst….. Hört sich allerdings spannender an als es tatsächlich ist, wir haben in den 10 Tagen nicht einen Bären gesehen.

 

Der größte Nationalpark der Rocky Mountains – Jasper Nationalpark

Wir wurden verzaubert von Bergen, Tälern, Gletschern, Flüssen und Seen in spektakulärer Lage. Bären, Rentiere, Elche und zahlreiche andere Tierarten haben im Nationalpark ihr Zuhause und sind darauf angewiesen, dass dieser erhalten bleibt. Der Jasper NP zählt aufgrund des Tierreichs zum UNESCO Weltkulturerbe.

 

Maligne Lake

Unser Campingplatz war traumhaft am Fluss gelegen. Unser Zelt umrahmt von Bäumen, davor Sitzbänke mit Tisch. Allein durch den Ort hier, mitten in der Natur, fühlt man sich schon mega naturverbunden. Und dann auch noch ohne fließend Wasser, ohne Dusche und ohne Klo mit Spülungen – wie kann man 3 Nächte noch naturverbundener nächtigen? Ganz ohne Zelt – ja. Hätte es nicht nur 8 Grad in der Nacht gehabt…. Wir waren also dran am Erleben, am Spüren der Natur Kanadas. Wir spürten die Kälte beim Baden im eiskalten Fluss, wir spürten die Nachttemperaturen, die sich gnadenlos durch den Schlafsack fraßen und mir eine Gänsehaut vom feinsten bescherten. Wir spürten die Fliegen, die von dem Loch beim Plumpsklo aufstiegen und einen Sitzplatz auf frischer (halbwegs zumindest) menschlicher Haut suchten. Du wedelst wie verrückt herum – auf keinen Fall, auf keinen Fall setzt sich so eine Fliege auf mich! – Man weiß ja, wo die gerade hergeflogen kam……

Dazu die eiskalten Bäder in den Bergseen oder im Fluss. Wir fühlten uns wie echte Naturburschen! Ja, ich bin weiblich, aber bei fehlender Hygiene fühlt man sich schnell dem männlichen Geschlecht näher….

Snaring River Campground

Banff Nationalpark

Weiter geht die Reise zum nächsten Nationalpark mit der tollen Kulisse in den Rocky Mountains, mit der Hoffnung auf einen Campingplatz mit Dusche. Die wird zerstört. Wir finden gar keinen freien Platz. Ich frage kurzerhand ein altes Pärchen die nur die Hälfte ihres Platzes belegt haben, ob wir unser Zelt dazustellen dürfen. Sie willigen ein, prima! Das 80 jährige Pärchen aus Alaska nimmt unser Geld für die Hälfte der Platzkosten nicht an, sie hätten noch Geld vom Vorjahr über. Sie sind das erste Mal mit Wohnwagen unterwegs. …Davor sind sie immer mit ihrem Flugzeug gereist. Ihrem Flugzeug. …ooook, Geld über, nagut, dann…. danke!

Aber dann, nach 5 Nächten ohne Dusche blieben wir im nächsten Campingplatz, der mit Klos samt Spülung und Duschen trumpfte, weitere 4 Nächte. Übrigens lagen alle dieser 3 Campingplätze über 1000 m. Der Höchste auf 1650m, was wohl die Temperaturen erklärt.

 

Lake Louise

 

Bow Summit View

 

Wanderungen auf verlassenen Wegen im dichten Nadelwald sind sehr idyllisch. Kaum hörten wir aber etwas knacksen, machte es uns Hosenscheissern Angst. Überall hängen Schilder „Achtung, du bist im Bärenareal“ . Bei einer Wanderung knarrt es so heftig, dass ich glaube, ein Bär macht Brummgeräusche. Niklas und ich bleiben abrupt stehen. Nach längerem Knarren stellt sich heraus, es sind wahrscheinlich bloß die Bäume. Wir drehen trotzdem um. (Später geht Niklas einen Weg alleine und hört tatsächlich deutlich einen Bären brummen.) Es gibt so viele traumhafte Wanderwege in den Nationalparks, da kommt jeder auf seine Kosten! Apropos Kosten – die Nationalpark haben uns keinen Eintritt gekostet. Dieses Jahr feiert Kanada sein 150 jähriges Bestehen und um dieses Jubiläum gebührig zu feiern wurden für dieses Jahr die Eintrittspreise aller Parks gestrichen!

Wanderweg

Bergsee im Banff NP